Skoda Chip-Krise wirft Tschechen auf Vor-SUV-Niveau zurück

Von Andreas Grimm

Das zweite Jahr in Folge vermeldet Skoda Auto weltweit einen deutlichen Absatzeinbruch. Die Ursachen sind allerdings unterschiedlich – und auch die Märkte sind verschieden stark betroffen. Ganz kurios ist die Situation in Deutschland.

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Der Skoda-Absatz ist 2021 im Zuge der Halbleiterkrise kräftig gesunken – aber in den einzelnen Märkten unterschiedlich stark.
Der Skoda-Absatz ist 2021 im Zuge der Halbleiterkrise kräftig gesunken – aber in den einzelnen Märkten unterschiedlich stark.
(Bild: Grimm/»kfz-betrieb«)

Der Halbleitermangel hat den Neuwagenabsatz von Skoda im Jahr 2021 schwer getroffen. Nach Angaben des tschechischen Herstellers sanken die Auslieferungen um ein Achtel (-12,6 %) im Vergleich zum Jahr 2020, das wiederum bereits stark von Verkaufsrückgängen durch die Corona-Pandemie gezeichnet war. Mit zuletzt noch 878.200 Auslieferungen liegt der Skoda-Absatz damit um 29,3 Prozent hinter dem Vorkrisen-Niveau von 2019 zurück (1,24 Mio. Auslieferungen).

Blickt man weiter in die Vergangenheit, ist der Absatz der in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Volkswagen-Konzerntochter sogar hinter das Ergebnis des Jahres 2013 zurückgefallen (921.000 Einheiten), bevor der Hersteller dann mit den dritten Generationen des Octavia und des Superb sowie schließlich mit der SUV-Offensive die Zulassungszahlen auf 1,25 Millionen Einheiten steigerte.

Skoda-Vorstandschef Thomas Schäfer bewertet das Jahr 2021 angesichts der Pandemie und des Halbleitermangels als „herausfordernd“. Es sei aber gelungen, zumindest die wirtschaftlichen Folgen für das Unternehmen gut abzufedern. Trotz der anhaltenden Covid-Krise blickt Schäfer zuversichtlich ins neue Jahr. „Wir gehen aktuell davon aus, dass sich die Versorgungslage mit Halbleitern ab dem zweiten Halbjahr schrittweise entspannen wird“, sagte er laut einer Pressemitteilung vom Dienstag. Zudem rechnet er mit einem weiteren Nachfrageschub durch den Verkaufsstart des Enyaq-Coupés.

Dafür allerdings ist wirklich eine Entspannung der Halbleiterkrise notwendig, sind doch speziell in E-Autos sowie in den höherwertig ausgestatteten Skoda-Modellen mehr Chips verbaut als in den kleineren Fahrzeugen mit Basis-Ausstattung. Aus dieser unterschiedlichen Ausstattung heraus erklären sich teilweise die unterschiedlichen Auslieferungsrückgänge in den einzelnen Märkten – zumindest für Westeuropa.

Spezifische Situation in Deutschland

In der Vertriebsregion Westeuropa lieferte Skoda Auto im Jahr 2021 409.000 Fahrzeuge aus, (-5,9 % im Vergleich zu 2020). In Deutschland, seinem inzwischen weltweit größten Einzelmarkt, verzeichnete der Automobilhersteller im vergangenen Jahr mit 136.800 Auslieferungen sogar einen Rückgang um 15,4 Prozent. Dieser starke Einbruch erklärt sich eben genau aus dem hohen Anteil an Superb, Octavia, Kodiaq und inzwischen auch Enyaq hierzulande, und nicht etwa aus einer schwachen Nachfrage heraus. Die Neuwagen werden in Deutschland zudem oft in der höchsten Ausstattungslinie geordert – und waren wegen des hohen Halbleiterbedarfs in diesem Jahr schwierig zu produzieren. Dagegen kletterten die Auslieferungen in den klassischen Kleinwagenmärkten Portugal (1.800 Einheiten / +37,4 %) oder Spanien (24.600 / +17 %) sogar – wo zudem häufig nur die Basisvarianten geordert werden.

Was 2021 ein Fluch war, könnte 2022 zum Segen für den Importeur und den Handel werden. Denn der Auftragsbestand ist weiterhin sehr hoch – darin decken sich die Aussagen der Händler wie des Importeurs. „Für dieses Jahr sind wir vorsichtig optimistisch“, heißt es denn auch von Skoda Auto Deutschland. Der Hersteller setze weiterhin alles daran, die Auswirkungen der Verknappung der Halbleiterversorgung in der Produktion zu minimieren, versichert der Importeur. Wenn die Produktion wieder rundläuft, dürften die Händler viel zu tun haben, den Auftragsstau abzuarbeiten.

Dass noch weitere Faktoren den Skoda-Absatz beeinflussen, zeigt beispielsweise der Blick nach China. Der einst größte Absatzmarkt für die Tschechen rutschte im Jahr 2020 tief ins Minus (-58,5 %) und trägt mit 71.200 Auslieferungen inzwischen weniger zum Gesamtabsatz bei als Russland (-4,4 %) mit 90.400 Auslieferungen oder auch das Heimatland Tschechien (79.900 / -4,0 %).

In Indien konnte Skoda den Absatz sogar auf 22.800 Einheiten verdoppeln. Das ist allerdings insbesondere auf die Einführung des extra für diesen Markt entwickelten Modells Kushaq zurückzuführen. Um etwa zehn Prozent gingen die Auslieferungen in den beiden anderen Vertriebsregionen Zentraleuropa (164.100 / -9,8 %) und Osteuropa (35.800 / -9,2 %) zurück.

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