Mercedes-Benz: Tick, Trick, Trac

Von Steffen Dominsky

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Auch wenn der Unimog in Sachen Geländegängigkeit und Vielseitigkeit nicht zu überbieten war und ist – Ende der Sechzigerjahre entwickelte Mercedes dennoch ein Fahrzeug, das diesem gerade bei der Feldarbeit überlegen war.

„Nur“ knapp 20 Jahre wurde der MB-trac gebaut. Dennoch sind die Fahrzeuge bis heute legendär.
„Nur“ knapp 20 Jahre wurde der MB-trac gebaut. Dennoch sind die Fahrzeuge bis heute legendär.
(Bild: Daimler AG)

Vor genau 30 Jahren war seine Premiere auf dem Stand von Mercedes-Benz auf Fachmesse Nordagrar: Die Stuttgarter präsentieren den 132 kW (180 PS) starken MB-trac 1800 Intercooler. Dieses neue Spitzenmodell schließt die Entwicklung des legendären Systemschleppers der Marke mit dem Stern ab.

Der MB-trac 1800 Intercooler basiert auf dem seit 1987 gebauten MB-trac 1600 turbo mit einer Leistung von 115 kW (156 PS). Insbesondere die Ausstattung des 6-Liter-Sechszylindermotors OM 366 LA mit Ladeluftkühler sorgt für das Leistungsplus, das den 1800 Intercooler zu einer echten Größe unter den Ackerschleppern seiner Zeit macht.

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Zehn Jahre vor der Premiere des 1800 Intercooler hat Mercedes-Benz den MB-trac 1500 als damaliges Topmodell vorgestellt. Er debütiert vor 40 Jahren auf der DLG-Ausstellung in Hannover. Sein Sechszylindermotor OM 352 H leistet 110 kW (150 PS). Damals heißt es in der Pressemitteilung von Mercedes-Benz: „Der Schlepper zieht auch bei steigender Anforderung kraftvoll durch, so wenn beim Pflügen stellenweise schwere oder nasse Böden auftreten oder bei Arbeiten am Hang. Zugkraftunterbrechungen durch Schaltvorgänge werden weitgehend vermieden. Das eng abgestufte Getriebe mit zwölf Vorwärts- und zwölf Rückwärtsgängen erlaubt die genaue Anpassung der Geschwindigkeiten an den Arbeitsvorgang.“

Vielseitiger Vetter des Unimog

Die MB-trac 1500 und 1800 Intercooler gehören zur 1976 eingeführten schweren Klasse (Baureihen 442 und 443) der Mercedes-Benz-Systemtraktoren. Außerdem gibt es Typen der leichten (seit 1972, Baureihe 440) und mittleren Klasse (seit 1982, Baureihe 441). So umfasst das komplett überarbeitete Programm des MB-trac im Jahr 1987 acht Typen vom MB-trac 700 (50 kW/68 PS) bis zum 1600 turbo, die einen sehr großen Bereich der Anwendungen in Landwirtschaft und Kommunaldienst abdecken, aber auch im Forst und auf dem Bau erfolgreich sind. Mithilfe der Trac-Reihe wollte Mercedes-Benz der Landwirtschaft eine bessere Alternative zu den Unimog-Modellen bieten. Technisch sind sie eng verwandt. Während der Unimog die Landwirte mit extremer Geländegängigkeit und hohen Transportgeschwindigkeiten auf der Straße überzeugt, bietet der Traktor größere Leistungen als Geräteträger und Zugfahrzeug auf dem Acker.

Viele Landwirte kennen und schätzen den Unimog seit 1949 als vielseitigen Helfer. Die Stärken des Universal-Motor-Geräts überträgt der MB-trac 1972 in den Bereich der Ackerschlepper. Im Gegensatz zu konventionellen Traktoren seiner Zeit bietet er serienmäßigen Allradantrieb, vier gleich große Räder, mittige Fahrerkabine, leistungsfähige Regelhydraulik hinten und vorn sowie drei Anbauräume (Front, Aufbau und Heck) für Geräte aller Art. Statt der üblichen Blockbauweise hat der MB-trac einen robusten Leiterrahmen. Die gefederte Vorderachse und die gefederte, umfassend ausgestattete Kabine sorgen für hohen Komfort. Die hintere Starrachse bietet Stabilität auch bei schweren Arbeiten auf dem Feld.

Kontinuierliche Innovation

MB-trac und Unimog sind nicht nur durch die Verwendung zahlreicher gleicher Komponenten verwandt und werden im damaligen Werk Gaggenau auf demselben Band montiert. Sie lassen sich auch in vielen Betrieben vom großen Bauernhof oder Lohnbetrieb bis zum Bauunternehmen sinnvoll gemeinsam einsetzen. Das hat Vorteile beispielsweise beim Service, wie Mercedes-Benz 1980 in einer Pressemitteilung über „Wirtschaftliche Arbeitsmaschinen für den Bau“ betont: „Eine weitgehende Einheitlichkeit der Aggregate von Unimog und MB-trac ergibt optimale Service- und Reparaturmöglichkeiten im Rahmen eines engmaschigen Kundendienst- und Servicenetzes.“

Die Geschichte des innovativen Traktors beginnt 1967. Unter der Leitung von Gustav Krettenauer wird der technisch mit dem Unimog verwandte MB-trac im Daimler-Benz-Werk Gaggenau entwickelt. 1972 wird auf der DLG-Ausstellung in Hannover der Prototyp des MB-trac 65/70 als erstes Modell gezeigt. Mit seinem Konzept als besonders vielseitige Arbeitsmaschine auch für große Betriebe und mit hohem Komfort begeistert der Traktor die Kunden. Noch auf der Messe werden rund 350 Bestellungen aufgegeben.

Mercedes-Benz entwickelt den MB-trac in der knapp 20 Jahre dauernden Produktionszeit kontinuierlich weiter. Dazu erfolgen 1979 auch Dauererprobungen im realen Einsatz in Kooperation mit Landwirten aus dem Raum Boxberg (Baden). Der Traktor bleibt aber wichtigen Grundprinzipien über alle Baureihen, Leistungsbereiche und Entwicklungsstufen hinweg treu: Das Eigengewicht des MB-trac wird beispielsweise zu rund 60 Prozent von der Vorderachse und rund 40 Prozent von der Hinterachse getragen. Mit schweren Anbaugeräten im Heck oder beim Pflügen sorgt das für eine nahezu perfekte Balance mit je rund 50 Prozent Belastung beider Achsen.

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Diesen Vorteil kann der Traktor überzeugend ausspielen. Denn Sitz, Lenkrad, Armaturen und Pedale lassen sich im Fahrerhaus um mehr als 180 Grad drehen. So ist der MB-trac auch in umgekehrter Fahrtrichtung mit der starren Hinterachse voraus voll einsatzfähig. Der letzte von 190 gebauten MB-trac 1800 Intercooler in der Ausführung „Black Edition“ mit Sonderlackierung Schwarzmetallic gehört zur Dauerausstellung des Unimog-Museums in Gaggenau. Seit 1992 wird der MB-trac unter dem Namen WF Trac von Werner Forsttechnik Trier mit vielen technischen Weiterentwicklungen und neuem Design weitergebaut und nach wie vor über Unimog-Generalvertretungen vertrieben.

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