BMW: Die Geschichte des „M“

Von Steffen Dominsky

Das berühmte „M“-Logo steht seit bald fünf Jahrzehnten für sportliche Modelle aus München. Doch wie kam es eigentlich zu diesem? Und wofür stehen dessen drei Farben? Und was hat die Marke Texaco damit zu tun?

So sah das fertige BMW-M-Motorsport-Logo 1973 aus – die Farben sind bis heute geblieben.
So sah das fertige BMW-M-Motorsport-Logo 1973 aus – die Farben sind bis heute geblieben.
(Bild: BMW AG)

Sprichwörtlich jedes Kind – zumindest jedes autoaffine – kennt es: das große „M“ von BMW. M stand ursprünglich für „Motorsport“. Doch was hat es mit den Farben des sportlichen Ablegers der bayerischen Marke auf sich? Das bayerische Blau mag wegen der Farbe des BMW-Logos naheliegend sein. Aber woher stammen Violett und Rot? Und wie kam das M-Logo zustande? Die Spurensuche beginnt im Archiv der BMW Group Classic. Im Zentrum der Erfindung jenes Logos stehen im Jahr 1972 folgende BMW-Mitarbeiter: Jochen Neerpasch (damaliger Rennleiter und Teilgeschäftsführer der BMW Motorsport GmbH), Wolfgang Seehaus (damaliger BMW-Interieurdesigner) und Manfred Rennen (damaliger BMW-Exterieurdesigner).

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Die BMW M GmbH wurde im Jahr 1972 als Unternehmensteil für die sportlichen Produkte der Marke BMW gegründet. Damals hieß sie offiziell noch BMW Motorsport GmbH – als BMW M GmbH firmiert sie seit 1993. Die neugeschaffene Sportabteilung sollte zunächst die Renneinsätze von BMW bündeln und professionalisieren. Und dazu sollte auch ein einheitliches Erscheinungsbild gehören – heute sagt man „Corporate Identity“. Die Grundlage dafür sollte ein prägnantes Farbschema sein. Für dieses war Designer Seehaus mitverantwortlich: Er schuf die BMW-M-Farben, die Farbkombination aus Blau, Violett und Rot. Dabei steht nach offizieller Darstellung Blau für die Marke BMW, Rot für den Motorsport und Violett für diese einzigartige Verbindung.

Mach Station bei Texaco

Marc Thiesbürger, Automobil- und Rennsporthistoriker der BMW Group Classic, kann auf diverse Archivquellen und vorliegende Zeitzeugeninterviews der Beteiligten zurückgreifen. Seine Interpretation für die gewählte Farbkombination lautet daher: „Blau steht für BMW, das Rot wurde wahrscheinlich durch die Firma Texaco inspiriert und Violett als Mischfarbe aus Blau und Rot pragmatisch gewählt.“ Angesprochen auf die „Texaco-Legende“, antwortet er: „Das Rot von Texaco ist höchstwahrscheinlich mit in das Kolorit von BMW Motorsport geflossen, obwohl die Sponsoringverhandlungen mit Texaco Ende 1972 scheiterten und der Deal schlussendlich nicht zustande kam.“

Thiesbürger hält diese Erklärung dennoch für möglich, denn schon 1972 hat Designer Seehaus das Logo von Texaco in Entwürfe für Rennwagen eingearbeitet. Das belegen diverse dem BMW-Group-Archiv vorliegende Designzeichnungen. Und das in Zeiten, in denen BMW Rennveranstaltungen mit der Unterstützung von Castrol bestritt – deren Logofarbtöne bekanntlich grün sind. Zwar sei es laut Thiesbürger einerseits unüblich gewesen, in einer Art vorauseilenden Gehorsams das Rot zu platzieren, da die Verhandlungen über eine Zusammenarbeit erst am Anfang standen. Andererseits sei das eventuell als „Schmeichelei“ zu werten gewesen, um Texaco für sich zu gewinnen.

Gute Figur auch in Schwarz-Weiß

Davon abgesehen gab Seehaus’ Designkollege Rennen zu verstehen, dass auch er an der Farbgestaltung beteiligt gewesen sei. Historische Dokumente zu dieser Version lägen jedoch nicht vor, fügt Thiesbürger an. Jochen Neerpasch bestätigte die „sich hartnäckig haltende Texaco-Legende“. Designer Rennen dagegen dementierte einst, dass Texaco bei der Farbfindung eine Rolle gespielt habe. Seehaus wählte nicht zuletzt wegen der guten Unterscheidung auf Schwarz-Weiß-Fotos diese Kombination der Farben. So erklärte das zumindest der ehemalige Rennsportleiter von BMW, Jochen Neerpasch.

Die Trikolore des M Logos fand sich schnell auf den Rennwagen der Bayerischen Motoren Werke wieder. Das markante Farbdesign selbst hatte seine Rennpremiere 1973 am BMW 3.0 CSL, der auch deswegen als sogenannter „Streifenwagen“ zur BMW-Ikone wurde. Verantwortlich für das finale Fahrzeugdesign war laut Neerpasch der externe Grafikdesigner Pierre Mendell – in Zusammenarbeit mit dem BMW-Designer Rennen. Bis heute tragen die Fahrzeuge der Rennsportabteilung Folierungen in den bekannten M-Farben – variierend in Gestaltung und Größe.

M1 als erster M-Wagen

Was oft vergessen wird: Die Farbgebung von BMW M mit Blau, Violett und Rot gibt es schon länger als die Kombination ebendieser Farben und des „M“ selbst. Denn während die Farben allein seit 1973 auf BMW M Modellen zu finden sind, wird der Buchstabe „M“ als Teil des Logos erstmalig mit der Präsentation des BMW M1 im Jahr 1978 verwendet – dies ist das erste von der BMW M GmbH entwickelte Auto. Ab diesem Zeitpunkt gehören die Trikolore und das „M“ fest zusammen und prangen als Signet auf allen BMW-M-Automobilen. Für seine Motorsportaktivitäten nutzte BMW schon seit 1973 das BMW-Logo samt in Kreisen darum angeordneten Segmenten. Das Design dieses ersten BMW-Motorsportemblems stammte laut Jochen Neerpasch von der Schweizer Grafikagentur Müller.

Die Gestaltung des ab 1978 verwendeten Markenzeichens erklärt sich folgendermaßen: Die drei Streifen lehnen sich an den Buchstaben M an. Dabei soll die abgeschrägte Ausrichtung die Geschwindigkeit und Dynamik der BMW-M-Modelle unterstreichen. Das Designstudio Italdesign unter Leitung von Giorgio Giugiaro entwickelte dieses legendäre Logo, das auch als „Giugiaro M“ bekannt ist.

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Über Jahre hinweg wurde das Design des M-Logos und der M-Streifen behutsam weiterentwickelt. So ist aus dem Violett längst ein Dunkelblau geworden. Das letzte Update des Corporate Designs gab es im März 2020. Seitdem erstrahlt das Kommunikationslogo von BMW M nur für die Markenkommunikation in einem neuen Look. Dabei wird auf das Dreidimensionale verzichtet. 2-D-Optik und die Konzentration auf die vier Farben Hellblau, Dunkelblau, Rot und Weiß für das „M“ bestimmen jetzt das Design.

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