Exklusivinterview mit Dominik Affolter, Blaser Swisslube Jede Verbesserung beginnt mit einer Analyse

Redakteur: Anne Richter

Der Kühlschmierstoff macht nur 0,5 Prozent der Fertigungskosten aus, hat aber dagegen Einfluss auf bis zu 99,5 Prozent der Fertigungskosten, erklärt Dominik Affolter, Country Head of Switzerland von Blaser Swisslube, in folgendem SMM-Exklusivinterview.

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B-Cool MC 610 in Aktion: Der KSS ist ideal für die Mischfertigung mit einem erheblichen Anteil an Kupferlegierungen.
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(Bild: Blaser Swisslube)

SMM: Blaser Swisslube hat den Begriff Liquid Tool (flüssiges Werkzeug) für seine Kühlschmierstofflösungen geprägt. Was ist damit gemeint?

Dominik Affolter: Für unsere Kunden in der metallverarbeitenden Industrie sind Werkzeuge etwas Zentrales und äusserst Wertvolles. Wenn wir also vom flüssigen Werkzeug sprechen, verbinden wir damit die Botschaft, dass ein Kühlschmierstoff viel mehr kann als Kühlen, Schmieren und Spänetransportieren. Unsere Erfahrung und die zahlreichen Praxistests zeigen auf eindrückliche Weise, dass der Kühlschmierstoff den entscheidenden Unterschied machen kann. Die Kerngrössen Produktivität, Wirtschaftlichkeit und Bearbeitungsqualität hängen in hohem Masse von der Wahl und der Qualität des Kühlschmierstoffes ab. Neben dem optimalen Kühlschmierstoff ist es das umfassende Fachwissen unserer Blaser-Experten im Verkauf, im Forschungs- und Entwicklungslabor, im Technologiecenter und im Kundendienst, das den Partnern einen messbaren Nutzen bringt. Durch diese Fachkompetenz aus einem Haus wird unser Kühlschmierstoff zu einer genau auf die Bedürfnisse des Partners zugeschnittenen Lösung – zum flüssigen Werkzeug oder in Englisch «Liquid Tool».

Welche Rolle spielt der Kühlschmierstoff in der modernen Fertigung? Welche Vorteile können mit dem Einsatz des richtigen Kühlschmierstoffes erreicht werden?

D. Affolter: Maschine, Werkzeug, Werkstoff und Kühlschmierstoff beeinflussen den Zerspanungsprozess massgeblich. Aber die beste Maschine und das beste Werkzeug nützen nichts, wenn der falsche Kühlschmierstoff unter falschen Bedingungen angewendet wird. Leider wird der Kühlschmierstoff oftmals noch als notwendiges Übel betrachtet. Haben Sie gewusst, dass der Kühlschmierstoff bloss 0,5 Prozent der Fertigungskosten eines produzierten Werkstücks ausmacht, aber auf bis zu 99,5 Prozent der Fertigungskosten Einfluss hat? Mit einer kleinen Veränderung der Kühlschmierstoffkosten kann also eine grosse Hebelwirkung auf die Gesamtkosten ausgelöst werden. Seit wir in unserem Technologiecenter die Möglichkeit haben, innovative Zerspanungstechnologien und neuste Werkstoffe mit verschiedenen Kühlschmierstoffen praxisnah zu testen, zeigt sich ganz genau, welchen Einfluss der Kühlschmierstoff auf den Zerspanungsprozess hat und welche Möglichkeiten die richtige Anwendung schafft.

Können Sie dazu ein paar Beispiele geben?

D. Affolter: Sehr gerne. In Zusammenarbeit mit einem Schweizer Kunden konnten wir jüngst die Werkzeugstandzeit signifikant verlängern und auch die Gesamtkosten optimieren. In einem ersten Schritt wurde die Fertigungssituation analysiert. Nur wenn wir die Kundensituation genau kennen und wissen, welche Materialien bearbeitet werden, können wir einen passenden Kühlschmierstoff empfehlen. Im vorliegenden Fall entschied sich der Anwendungstechniker für ein mineralölhaltiges Produkt. Die Werkzeugstandzeit erhöhte sich um 26 Prozent. Darüber hinaus blieben auch die Maschinen dank des optimalen Ablaufverhaltens sauber und die Hautirritationen bei den Mitarbeitenden konnten komplett beseitigt werden. Bei einem anderen Deutschschweizer Kunden, welcher in der Werkzeugherstellung tätig ist und weltweit exportiert, konnten wir die Prozesssicherheit nachhaltig optimieren. Ein synthetischer Kühlschmierstoff passte optimal zu den Fertigungsbedingungen. Die Resultate überzeugten voll und ganz: Die Werkzeugstandzeit wurde bei gleichbleibender Prozesssicherheit um rund zehn Prozent erhöht. Die Nachfahrrate wurde fast halbiert, was sich positiv auf die Gesamtkosten auswirkte. Diese Beispiele zeigen, dass die Verbesserungsziele immer auf die Kunden zugeschnitten sind. Jede Verbesserung beginnt daher mit einer sorgfältigen Analyse gemeinsam mit dem Kunden.

Blaser Swisslube engagiert sich seit einiger Zeit stärker in der Grundlagenforschung im Bereich Minimalmengenschmierung. Wie ist hier der Stand?

D. Affolter: Wir bauen unsere Kompetenz im Bereich Minimalmengenschmierung (MMS) im hauseigenen Technologiecenter stetig aus. Anfang 2019 haben wir in eine neue Grob-Maschine investiert und diese auf MMS umgerüstet. Bei den MMS-Versuchen arbeiten wir mit den unterschiedlichsten Partnern zusammen. Wir sind bestrebt, unseren Kunden stets einen messbaren Mehrwert im Bereich der Kühl- und Schmierlösungen zu liefern. Sei dies mit einem passenden Kühlschmierstoff oder eben mit einer auf den Prozess abgestimmten Minimalmengenschmierung.

Welche Potenziale sehen Sie in der Minimalmengenschmierung?

D. Affolter: Im Bereich der MMS wurden in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt und wir erkennen ein grosses Potenzial. Die MMS kommt vor allem in klar definierten und stabilen Prozessen (Hochvolumenfertigung) zum Einsatz. Eine Umstellung auf MMS verlangt jedoch eine Anpassung von Werkzeugen und Prozessparametern. Die Erfahrung mit MMS-Prozessen fehlt aber bei vielen Anwendern noch, was durch das Hinzuziehen von Experten und das Wissen von Werkzeug-, Geräte- und KSS-Lieferanten kompensiert werden kann.

Im März sollte die Grindtec in Augsburg stattfinden, die jetzt auf den November verschoben wurde. Welche Rolle spielt der Kühlschmierstoff beim Schleifen?

D. Affolter: Beim Schleifprozess sind eine ganze Reihe von Faktoren für die Produktivität massgebend: eingesetzte Materialien, Schleifgeschwindigkeit, Abtragsrate, Wärmeentwicklung, Werkzeugstandzeiten. Einen ganz zentralen Beitrag liefert auch hier der optimale Kühlschmierstoff. Wir bieten hochspezialisierte Kühlschmierstoffe, die auch die komplexesten Schleif-Anforderungen meistern. Unser Hochleistungsschleiföl Blasogrind GTC 7 zum Beispiel sorgt für hohe Abtragsraten, lange Abrichtintervalle und eine ausgezeichnete Oberflächengüte. Darüber hinaus ermöglicht der sehr schnelle Luftaustrag eine optimale Kühlleistung, verhindert Mikrorisse im Werkzeug und erlaubt den Einsatz kleiner Maschinentanks. Ein Produkt, welches wir an der Grindtec im November genauer vorstellen werden.

Was sind die neuesten Entwicklungen aus dem Hause Blaser Swisslube? Was können wir in Zukunft von Blaser Swisslube erwarten? Wohin geht die Entwicklung?

D. Affolter: Wir investieren laufend in den Forschungs- und Entwicklungsbereich, um sicherzustellen, dass wir innovative Lösungen für unsere Kunden entwickeln. Auch sind wir aufgrund der jetzigen Corona-Krise bestrebt, unseren Kunden noch mehr denn je online mit Wissen und Know-how zur Seite zu stehen. -ari- SMM

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